Heimatverein Pliening e.V.
  Gelting - Landsham - Ottersberg - Pliening

Keltischer Hofherr und Krieger in Landsham

Geschichte und Geschichten aus der Heimat von Willi Kneißl

Zunächst war ein Metallsuchgerät Zeile für Zeile über das von der etwa 30 cm dicken Humusschicht befreite weite Baugelände gezogen. Es war auf der Suche nach verborgenen Kampfmitteln. Insge-samt 20 Verdachtsfälle sind ausfindig gemacht worden. Unter Beisein der herbeigerufenen Archäologen wurden sämtliche Stellen genauestens beobachtet. Hart am benachbarten Gerstenfeld hatte sich im helleren Kies ein kreisrunder, dunkler Fleck von 1 m Durchmesser abgezeichnet. Hier ist das Suchgerät auf mehrere Eisenteile gestoßen. Nach und nach barg nun das begeistert arbeitende Archäologenteam aus der muldenförmigen Grube neben Leichenbrand ein verbogenes Schwert, eine Lanzenspitze, Blechfragmente eines Schildbuckels, dazu die metallenen Überreste einer Schwertscheide und eines Gürtels (Gürtelhaken und Eisenscheiben) und Fibeln. Außerdem wurden die die über die gesamte Verfüllung verstreuten Scherben eines kleinen Keramikgefäßes, wahrscheinlich der Urne, aufgelesen.

Brandgrab eines Kriegers mit Schwert, Scheidenfragmenten, Lanze und drei Fibeln

Man hatte die typische Ausrüstung eines keltischen Kriegers aus der mittleren Latènezeit, also aus den Jahrzehnten um 250 v. Chr., aufgefunden. Nur die Eisenteile und die Keramik hatten den lodernden Scheiterhaufen und die Jahrtausende im feuchten Kiesboden überstanden. Wie bei den meisten frühen Gesellschaften zählte auch der keltische Krieger zur Stammeselite, zur Ritterschaft, zum Adel. Ihm gehörte das Hofgut in Landsham, wo er mit seiner Familie im hölzernen Haus lebte, wo er seine Leibeigenen und Sklaven beschäftigte, wo er Gerste, das Hauptgetreide der Kelten, Hirse und Emmer anbauen und sein Großvieh auf die satten Wiesen des mit schütterem Eichenwald besetzten Moosrains und die Schaf- und Ziegenherde auf die mageren Heideflächen des Gfülls treiben ließ. Zum Waffeninventar eines keltischen Kriegers zählte allgemein eine Lanze mit einem zwei Meter langen Schaft, das Hiebschwert von etwa 80 cm Länge, das Kurzschwert, der halbovale Holzschild von einem Meter Höhe mit dem eisernen Schildbuckel. Diese Vorgabe finden wir in Landsham beinahe erfüllt. Besonders sorgfältig fertigte der keltische Schmied das Schwert. Er hat die Schwertklingen aus mehreren übereinander gelegten Blechstreifen zusammengeschweißt. Dadurch wurde die Klinge gleichzeitig hiebfest und biegsam. Die Kanten wurden immer wieder angeglüht, kräftig ausgeschmiedet und jeweils mit kaltem Wasser abgeschreckt. So gewannen sie an Härte. Waffen und Wehrausstattung haben seinem Besitzer ein Vermögen gekostet. Dennoch finden wir sie beim Landshamer Hofherrn völlig demoliert als Grabbeigabe. Sie wurden zerhackt und verbogen. Von Schildbuckel und Schwertscheide sind nur Reste erhalten. Das kostbare Schwert war ursprünglich 85 cm lang. Im deformierten Zustand sind noch 48 cm übrig. Nur die Lanzenspitze, 32 cm lang und 5,7 cm breit, Blatt 24 cm lang, widerstand der bewussten Zerstörung. Die Trachtenbestände blieben unversehrt. Was war vorgefallen? Hat man die kostbaren Stücke absichtlich beschädigt, um dem Grabraub vorzubeugen? Spielte kultisch-religiöses Brauchtum eine Rolle? Wollte man also dem Kriegsmann im Jenseits ein friedlicheres Weiterleben sichern?

Schwert und Lanzenspitze

Zu seinen Lebzeiten war der Landshamer Krieger ganz den Ansprüchen des Stammesführers untertan gewesen. Räuberische Eindringlinge mussten vertrieben werden. Handel und Wandel mussten gesichert werden. Auch Expansionsbestrebungen des Clans und des ihm übergeordneten Stamms waren gewöhnlich nur durch Unfriede und Krieg zu erfüllen. So folgte der Ritterstand sogleich hinter der Kaste der Druiden (Priester) im Ansehen des Volkes an zweiter Stelle. Aus antiken Berichten (z. B.: G. J. Caesar „De bello Gallico“) wissen wir über die keltische Gefechtsform Bescheid. Der Kelte rannte mit dem Spieß an. Hat er den Gegner verfehlt, kämpfte er mit geschwungenem Langschwert weiter. Der Schild bestand aus Eichenholzbrettern, die mit Leder überzogen und verhältnismäßig dünn waren. Mit der Überheblichkeit des Siegers behauptet der Römer Caesar, dass man mehrere keltische Schilde durchstoßen und zusammen festhalten konnte. Der Schildbuckel war mit Eisen verstärkt. Auch der Handgriff war aus Eisen.

Als Rohstoffe für die Herstellung von Glas benötigt man Quarzsand und Soda mit Beigaben von Kalk. Dieses Gemisch wird über einen längeren Zeitraum erhitzt und dann rasch abgekühlt. Durch Zugabe verschiedener Mineralien, z. B. Metalloxyde, gewann man kräftige Färbungen. Die Kelten haben Glas ausschließlich zur Herstellung von Schmuck verwendet.

Kugelfibel, Trachtzubehör

Die im Brandgrab aufgelesenen Fibeln und Reste des Gürtels dienten dem Zusammenhalt der Klei-dung. Über die Tracht des Landshamer Hofherrn und Ritters gibt es kaum historisch gesicherte Nachrichten. Etwas besser informiert sind wir über die Feiertagstracht der keltischen Frau. Im Brandgrubengrab 537, das in nächster Nähe geborgen wurde, dürften nach Einschätzung der Fachleute die sterblichen Überreste der Ehefrau des Landshamer Kriegers bestattet sein. Zwei kleinere Fibeln rafften die leichteren Stoffe zusammen, für einen Mantel aus dickem Wollstoff benötigte man die große Bügelfibel. Der Bronzering wurde wahrscheinlich am Bein getragen.

SingulArch Grabungen Referenzen
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Dokumentation M-2017-769-2

März 2018 Willi Kneißl

© 2015 Heimatverein Pliening e.V.