Heimatverein Pliening e.V.
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Das Butterfassl

Geschichte und Geschichten aus der Heimat von Richard Kneißl

Zur Ausstattung des bäuerlichen Hausrates gehörte bis in die 1950er Jahre das Butterfassl. Das bairische Butterfassl hat aber nun gar keine Fassl-Form sondern die Form eines Troges mit quadratischem Querschnitt und halbrundem Boden. Zur Herstellung verwendete der Schaffler feinjähriges, möglichst astfreies Holz, um die Dichtigkeit zu erreichen. In der Mitte befand sich eine Öffnung, durch die ein Vierkanteisen eingeschoben wurde, das die vier hölzernen Rührblätter mit großen runden Bohrungen aufnahm. Außen war eine Drehkurbel mit Holzgriff und seitlich zwei Holzleisten zum Tragen des Butterfassls. Obenauf befand sich der Deckel, den man beim Ausbuttern gut festhalten musste.

Der Rahm für die „Buttermanufaktur“ wurde aus unbehandelter Rohmilch gewonnen. Ein Milchweidling (irdene Schüssel mit besonders weitem Rand) wurde mit frisch gemolkener Milch gefüllt. Über Nacht kühlte sie ab, und der Fettgehalt der Milch war am nächsten Morgen als Rahmschicht zu sehen. Diese wurde „abgeblasen“ oder abgeschöpft. Dieser Vorgang wurde mehrere Male wiederholt, bis eine ausreichende Rahmmenge zum Ausbuttern vorhanden war. Schneller ging dies durch den Einsatz einer „Zentrifuge“, die, handbetrieben, die Rohmilch mechanisch in Rahm und Magermilch trennte.

Das Ausbuttern begann mit dem Einfüllen des Rahms, der eine Temperatur zwischen 15 und 20° haben sollte. Wir Kinder setzten den Drehgriff in Bewegung: nicht zu schnell und nicht zu langsam sollte das geschehen und immer gleichmäßig. Lange Zeit, der Arm begann schon zu ermüden, war nur das gleichmäßige Rauschen im Innern des Fassls zu hören. Und auch immer den Deckel gut zuhalten! Wenn nur grad jemand in der Nähe gewesen wäre zum Abwechseln! Der Rührvorgang durfte ja nicht unterbrochen werden. Endlich – mehr als eine halbe Stunde war schon vorbei – veränderte sich der Klang im Innern und das Drehen ging immer schwerer. Den Deckel neugierig etwas angehoben: tatsächlich - kleine gelbe Butterklümpchen waren zu sehen! Jetzt wird die Arbeit bald erfolgreich sein. Nun wurden die Klümpchen schnell zu großen Butterklumpen, die Rührblätter wurden dadurch fast völlig blockiert.

Jetzt kam die Mutter dazu: Sie hob die Butter heraus, legte sie in kaltes Wasser und drückte dann die Restflüssigkeit aus der Butter, formte ein kleines Butterlaiberl und verzierte mit einer Messerspitze die Oberfläche. Aus dem Butterfassl wurde jetzt die frische Buttermilch, die noch kleine Butterflocken enthielt, abgegossen. Und die Belohnung fehlte nicht: Ein Butterbrot und dazu ein Glasl Buttermilli – das schmeckte himmlisch guat!

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